Als einheimische waldbildende Baumarten kommt der Stiel-Eiche (Quercus robur) und der Trauben-Eiche (Q. petraea) eine große ökologische und waldbauliche Bedeutung zu. Jedoch ist der Anteil an Eichenbeständen an der potentiellen natürlichen Vegetation Deutschlands deutlich geringer als anhand edaphischen und klimatischen Standortfaktoren möglich. Im Rahmen des Waldumbaus von Nadelholzreinbeständen verfolgen die Landesforstverwaltungen daher das Ziel den Eichenanteil zu erhöhen.
Züchtung dieser Baumarten wurde im Ausland, wie auch in Deutschland bisher nicht intensiv betrieben und hat sich im Wesentlichen auf die Auswahl von Erntebeständen und die Auswahl von Plusbäumen für den Aufbau von Samenplantagen beschränkt. Genetische Untersuchungen wurden hauptsächlich zur allgemeinen populationsgenetischen Charakterisierung durchgeführt, vor allem unter dem Aspekt der Artunterscheidung zwischen Stiel- und Trauben-Eiche.
Der Großteil des zugelassenen Ausgangsmaterials für forstliches Vermehrungsgut beschränkt sich auf die Kategorie „Ausgewählt“. Es existiert nur eine geringe Anzahl an Erntebeständen in der Kategorie „Geprüft“ (Trauben-Eiche: 13, Stiel-Eiche: 3). Diese ist nochmal geringer in Bezug auf Samenplantagen, mit 6 in der Kategorie „Geprüft“ bei Stiel-Eiche und eine „qualifizierte“ bei der Trauben-Eiche (BLE 2013).
In diesem Projekt werden sich die Züchtungsaktivitäten auf die Prüfung von Bestandesabsaaten konzentrieren mit dem Ziel, forstliches Vermehrungsgut der Kategorie „Geprüft“ zuzulassen. Daher ist unter anderem die Aufstellung eines Bewirtschaftungskonzeptes für vorhandene Saatgutbestände und die Evaluierung von Versuchsflächen in der Bearbeitung der Baumarten Stiel- und Trauben-Eiche vorgesehen. Vorrangige Qualitätsmerkmale für die Auswahl von Plusbäumen der Eichen sind Formigkeit (geradschaftiger Stamm, zwieselfreie und wipfelschäftige Krone), aber auch geringe Neigung zur Bildung von Wasserreisern; außerdem Vitalitäts- und Gesundheitszustand sowie Wuchsleistung (Höhenwachstum und Stammdurchmesser). Bäume, welche anhand dieser Kriterien eine besonders hohe Qualität aufweisen werden auf unterschiedlichen Standorten (edaphisch und klimatisch) als Plusbäume ausgezeichnet und beerntet. Ebenfalls sollen über Pfropflinge solcher Plusbäume, nach Zuchtpopulationen getrennte Klonarchive angelegt werden. Weiterhin werden Versuchsflächen für Nachkommenschaftsprüfung angelegt, welche langfristig zu Samenplantagen umgebaut werden sollen. Die einzelnen Schritte werden begleitet durch genetische und physiologische Untersuchungen, um die Widerstands- und Anpassungsfähigkeit des züchterisch bearbeiteten Materials einzuschätzen und frühzeitig regulierend einzugreifen.