Ein Berichterstatter der HNA (Hessische Niedersächsische Allgemeine) begleitete am 22. Oktober 2018 unser FitForClim-Team bei der Eichel-Ernte in einem Testbestand im Forstamt Rheinhardshagen. In einem nachfolgenden Artikel berichtete die HNA über den wissenschaftlichen Hintergund zu dieser Saatguternte sowie über das Verbundprojekt „FitForClim“ im Allgemeinen. Hier geht es zum Artikel auf der Internetseite der HNA. Ein PDF-Dokument des Artikels gibt es hier, mit freundlicher Genehmigung der HNA/Hofgeismarer Allgemeinen.
Hintergrund zur Saatguternte im Rheinhardshagener Bestand
Im Rahmen von „FitForClim“ werden seit 2014 besonders vitale, wüchsige und qualitativ hochwertige Bäume der Baumarten Stiel-Eiche, Trauben-Eiche, Berg-Ahorn, Fichte, Douglasie, Wald-Kiefer, Japanischer und Europäischer Lärche ausgewählt und ihre Genetik nachhaltig gesichert. Mit Kopien der ausgewählten Bäume sollen mittelfristig Samenplantagen aufgebaut werden, die klimastabileres und höherwertiges Saat- und Pflanzgut produzieren.
Größere Mengen an hochwertigem Eichensaatgut werden jedoch schon kurzfristig für den laufenden Umbau unserer Wälder benötigt. Aus diesem Grund wird für Saatguterntebestände ein Beerntungs- und Behandlungskonzept erarbeitet, um auch kurzfristig klimastabileres und höherwertiges Forstvermehrungsgut bereitstellen zu können. Die Dürreereignisse im Jahr 2018 zeigen eindrucksvoll, dass Forstvermehrungsgut mit dem Potential der Anpassungsfähigkeit an Klimaveränderungen und Resistenz gegenüber Klimaextremen dringend benötigt wird.
Bisher wurde in Saatguterntebeständen flächig geerntet, ohne dass dadurch eine nennenswerte Erhöhung der Saatgutqualität erreicht werden kann. Ziel des Saatguterntekonzeptes ist es, durch eine einzelbaumweise Beerntung der besten Bäume die Qualität des gewonnen Saatgutes zu verbessern. Darunter ist neben der Zuwachssteigerung und Erhöhung des Wertholzanteils auch die Anpassungsfähigkeit an Klimaveränderungen zu verstehen. Dadurch kann in relativ kurzer Zeit (ca. 2-3 Jahre) höherwertiges Saatgut für den Markt produziert werden, bis die neuen Samenplantagen angelegt sind und fruktifizieren (ca. 15 Jahre).
Trotz der ausgedehnten Trockenheit in diesem Jahr fruktifizieren die Eichen überdurchschnittlich, sodass Saatguternten möglich sind. In einem Rheinhardshagener Bestand wird nun testweise Saatgut geerntet, um mögliche Auswirkungen einer Einzelbaumbeerntung auf die genetische Vielfalt des Saatgutes einschätzen zu können. Die besonders langen Produktionszeiträume bei den Eichen fordern eine hohe genetische Vielfalt, um auch auf zukünftige Klimaveränderungen reagieren zu können. Das Saatguterntekonzept unterstützt eine auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Waldbewirtschaftung in Zeiten des Klimawandels und erhöht die Verfügbarkeit von hochwertigem Saatgut für den Waldbesitzer.